Zum Gedenken an die Unfalltoten im Kreis Borken – Verkehrssicherheitsandacht am 18.11.2022 in Rhede-Vardingholt

Andacht in der Kirche
Bild: Pressestelle der Kreispolizeibehörde Borken
Notfallseelsorge Borken. 16 Menschen haben in den vergangenen zwölf Monaten durch Unfälle auf den Straßen im Kreis Borken ihr Leben verloren. Mehr noch als die bloße Zahl berührten die damit verbundenen Schicksale die Teilnehmer*innen der ökumenischen Verkehrssicherheitsandacht. Rund 50 Menschen hatten sich dazu in der St.-Marien-Kirche in Rhede-Vardingholt eingefunden.
Die Koordinatorin der Notfallseelsorge im Kreis Borken, Pfarrerin Alexandra Hippchen, und der neue katholische Koordinator, Diakon Tobias Beck, gestalteten mit Mitgliedern der Notfallseelsorge die Andacht. In dieser wurde auch des langjährigen katholischen Koordinators, Diakon Robert Wobbe, gedacht, dem die Verkehrssicherheitsandacht immer ein besonderes Anliegen war. Diakon Robert Wobbe war wenige Tage vor der Verkehrssicherheitsandacht verstorben.
Am Wort des Apostels Paulus aus dem Galaterbrief „Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen“ bewegte sich die Predigt von Landespfarrerin Hippchen entlang. Dieses Wort des Paulus ist als Übersetzung des Jesus-Wortes zu verstehen, als er gefragt wurde, was das höchste Gebot sei: „Du sollst Gott lieben mit aller Kraft und deinen Nächsten wie dich selbst.“ Wer ist mein Nächster? Immer der, der Hilfe braucht. Ist die einfache Antwort auf diese Frage. Das Gesetz Christi nährt sich dabei aus dem 3. und dem 5.Buch Mose, aus denen Jesus die Antwort auf die Frage nach dem höchsten Gebot zusammenführt. Das Gebot schwebt also nicht frei, sondern wird mit biblischen Zitaten belegt.
„Einer trage des anderen Last…“ ist auch die Maxime der anderen Dienste der Rettungskette. Dann da zu sein, wenn eineR seine Last alleine nicht tragen kann.

Gruppenfoto vor der Kirche
Bild: Pressestelle der Kreispolizeibehörde Borken
Frau Dr. Gerswid Altenhoff-Weber, Leiterin des Fachbereichs Verkehr, richtete bei der anschließenden Zusammenkunft das Wort an die Teilnehmer*innen – stellvertretend für Landrat Dr. Kai Zwicker, dessen ausdrückliche Grüße sie überbrachte.
Dr. Gerswid Altenhoff-Weber dankte den anwesenden Helfer*innen für ihr ehrenamtliches und berufliches Engagement auf den verschiedenen Feldern der Verkehrssicherheitsarbeit. „Warum Ihr Wirken, Ihr Engagement und Ihre Arbeit unverzichtbar sind, zeigen uns leider die Nachrichten zu schweren Verkehrsunfällen, die sich auf den Straßen unseres Kreises ereignen“, erklärte sie. Dabei treffe es auch immer wieder schwächere Verkehrsteilnehmer: „Mit großer Sorge haben wir etwa festgestellt, dass in der jüngsten Vergangenheit beispielsweise gerade die Zahl der verunglückten Fahrer von Pedelecs stark zugenommen hat.“ Der Kreis dürfe zum einen zu recht froh darüber sein, dass Fahrrad und Pedelec in der Region einen hohen Stellenwert als Verkehrsmittel besäßen: „Doch damit einher gehen eben leider auch Unfälle, die oft schlimme Folgen nach sich ziehen.“ In den vergangenen zwölf Monaten hätten zehn Fahrerinnen oder Fahrer von Pedelecs und Fahrrädern durch einen Verkehrsunfall ihr Leben verloren, so Dr. Altenhoff-Weber. Die Kreispolizeibehörde setze alles daran, dem entgegenzuwirken. Bei weiteren Unfällen im Kreisgebiet seien vier Kradfahrer, eine Fußgängerin, ein Krankenfahrstuhl- und ein Pkw-Fahrer verstorben. Solche tödlichen Unfälle stellten ein schockierendes Ereignis dar, das das Leben der Angehörigen aus den bisherigen Bahnen reiße: „Wir fühlen mit den Angehörigen.“ Dr. Gerswid Altenhoff-Weber machte zugleich deutlich, dass die Einsätze bei schweren Unfällen auch Folgen für die Retter*innen haben: „Uns allen sollte bewusst sein, was solche Einsätze auch für Sie als Helfer bedeuten.“ In diesem Zusammenhang dankte sie den Notfallseelsorgern: „Sie wenden sich den Betroffenen mitfühlend zu, Ihre Fürsorge gilt aber auch den Einsatzkräften.“
Fünf neue Notfallseelsorgerinnen im Kreis Steinfurt begrüßt
Beauftragungsgottesdienst fand in St. Georg, Saerbeck, statt
Emsdetten. Es gibt Situationen, in denen die menschliche Psyche schlichtweg überfordert ist. Wenn Angehörige plötzlich sterben, einfach nicht mehr da sind, fühlt es sich manchmal so an, als würde der Boden unter den Füßen nachgeben. Dann ist es wichtig, jemanden an der Seite zu haben, der in Krisensituation beratend und helfend zur Seite steht. Hier kommen die Notfallseelsorgenden ins Spiel. Überbringt die Polizei die schlimme Nachricht, dass ein Angehöriger zum Beispiel bei einem Autounfall verstarb, leisten diese Menschen Erste Hilfe für die Seele.
Am 17. November wurde in der Kirche St. Georg, Saerbeck, ein Beauftragungsgottesdienst gefeiert, der fünf neue Notfallseelsorgerinnen für den Kreis Steinfurt begrüßte. Superintendent André Ost, Kirchenkreis Tecklenburg, Alexandra Hippchen, landeskirchliche Pfarrerin für Notfallseelsorge und Notfallbegleitung in der Region Münsterland, Koordinator Diakon Eugen Chrost, Psychologe Tobias Bendfeld und Pfarrerin Miriam Seidel spendeten den Segen.
So ziehen sich zukünftig Karin Elsner, Julia Behrens, Ulrike Raupach, Vivien Jacobs und Sabine Tenanbergen die fliederfarbigen Notfallseelsorger-Westen an, wenn sie zum Einsatz gerufen werden. Immer getreu dem Wort „Einer trage des anderen Last“ aus dem Brief des Paulus an die Galater.

Fünf neue Notfallseelsorgerinnen kümmern sich um erste Hilfe für die Seele. Hintere Reihe v.l.: Diakon Eugen Chrost, Superintendent André Ost, Matthias Kaiser, Geschäftsführer Kreisdekanat Steinfurt, Tobias Bendfeld, Psychologe, Pfarrerin Miriam Seidel und Sabine Tenanbergen. Reihe vorn v. l. Pfarrerin Alexandra Hippchen, Karin Elsner, Julia Behrens, Ulrike Raupach und Vivien Jacobs, vier der neuen Notfallseelsorgerinnen. Foto: nix
Notfallseelsorge ist ein wechselseitiger Prozess. Was können die Helfer und die Betroffenen auf Augenhöhe voneinander lernen? „Dieser Dienst ist nicht einfach“, sagte Pfarrerin Hippchen, „aber er ist auch ungemein befriedigend, weil wir Menschen in schweren Stunden helfen, ihre Last zu tragen.“ Die seelsorgerische Arbeit werde nicht nur von engagierten Frauen und Männern getragen, sondern auch von Gott, betonte die Pfarrerin. „Sein Segen liegt auf unserer Arbeit.“
„Wir verstehen, dass Leid im Spiel ist, dass fühlen wir, wenn Menschen nicht wissen, wie es weiter geht.“ Allerdings stoße Notfallseelsorge manchmal auch an Grenzen. Es sei unmöglich zu helfen, wenn der andere es nicht wolle. Trotzdem ist es wichtig, durch teils dramatische Einsätze nicht gänzlich in Trübsal zu versinken, sondern auch der Fröhlichkeit im Leben noch Raum zu geben. „Freude stärkt“, betont Hippchen.
Udo Schwertheim, Jutta Kintrup, Monika Hölzel und Christoph Moormann wurden aus dem Notfallseelsorger-Dienst verabschiedet. Selbstverständlich nicht, ohne dass sie herzliche Dankesworte entgegennehmen durften.
„Es gibt zahlreiche Indikationen, die Notfallseelsorge notwendig machen“, so Pfarrerin Hippchen in einem Gespräch. Da passieren ein Verkehrsunfall oder auch ein tödlicher Unfall im häuslichen Bereich, der Rettungsdienst scheitert bei seinen Wiederbelebungsmaßnahmen oder ein Angehöriger begeht Suizid. Als „große Einsatzlagen“ gelten unter anderem die Amokfahrt 2018 in Münster oder die Flutkatastrophe im Ahrtal 2021. Das sind ganz besondere Herausforderungen für die Notfallseelsorgenden. „Die Polizei hat die Hoheitspflicht, Todesnachrichten zu überbringen“, erläutert die Pfarrerin. „Wir begleiten sie, um die Menschen zu betreuen, nachdem sie eine furchtbare Nachricht entgegennehmen mussten.“
Text und Fotos: Rainer Nix
6. Westfälischen Tag der Notfallseelsorge am 15. Oktober im Haus Villigst
- Gruppenbild I
- Gruppenbild II
Bärenspende Borken. 5.220,00 Euro spendeten verschiedene Bocholter Betriebe und die Volksbank Bocholt für die Notfallseelsorge im Kreis Borken. Kinder, aber auch Jugendliche, gewinnen wieder Stabilität nach dem Tod eines geliebten Menschen, wenn sie einen Bären zum Sprechen und Kuscheln haben. Die Bärenspende für den Kreis Borken ist eine große Hilfe für die Notfallseelsorge. Pfarrerin Alexandra Hippchen bedankte sich bei der Initiatorin der Spende, Gisela Venderbosch, für die gute Idee. 13.10.2022
Neuer katholischer Notfallseelsorgekoordinator für Borken
Borken. Zum 1.09.2022 hat Pastoralreferent und Diakon Tobias Beck aus Vreden die vakante Stelle des katholischen Koordinators der Notfallseelsorge im Kreis Borken übernommen. Er ist Nachfolger des langjährigen katholischen Koordinators Robert Wobbe, der aus Krankheitsgründen seinen Dienst vor gut einem Jahr aufgeben musste. Pfarrerin Alexandra Hippchen, evangelische Koordinatorin der Notfallseelsorge Borken, freut sich über die Besetzung der Stelle und über den neuen, hoch engagierten Kollegen.
- Pfarrerin Alexandra Hippchen, Leitungsmitglied der NFS Steinfurt Susanne Wagener, Referent Günter Nuth, Diakon Eugen Chrost und Leitungsmitglied der NFS Warendorf Martin Kofoth, Pastoralreferent Martin Remke
Impressionen vom
Zweiten Münsterländer Tag der Notfallseelsorge
mit Günter Nuth,
Brandamtsrat a.D. und langjähriger PSNV- Gastdozent,
im Institut der Feuerwehr Münster
am
29. April 2022, 16.30 Uhr – 22 Uhr
- links: Gastreferent Günter Nuth
- Impressionen 1
- Impressionen 2
- Impressionen 3
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Den Veranstaltungsflyer zum download finden Sie hier: Münsterländer Tag NFS
- Flyer außen
- Flyer innen
Schauen Sie auch gerne in den Bericht zum Zweiten Münsterländer Tag der Notfallseelsorge:
Kirchenkreis Tecklenburg oder Evangelischer Kirchenkreis Münster