Historie

Notfallseelsorge und Krisenintervention in den Kreisen Borken und Coesfeld

Bis gegen Ende des 20. Jahrhunderts gab es in Deutschland keine organisierte Notfallseelsorge oder Notfallbegleitung, weder für Opfer noch für Einsatzkräfte von Polizei, Rettungsdienst und Feuerwehr.

Nach der Flugkatastrophe von Ramstein (1988) setzte sich landesweit die Erkenntnis durch, dass es neben der medizinischen Versorgung von Opfern dringend einer weiteren Komponente im Rettungswesen bedurfte: die psychosoziale Betreuung von Unfallbeteiligten. Denn bei der Katastrophe von Ramstein gab es ja nicht nur 70 Todesopfer und 1000 Verletzte, die medizinisch zu behandeln waren, sondern ungezählte Zuschauer und Augenzeugen, dazu die Einsatzkräfte, die unmittelbar mit dem grauenvollen Erleben konfrontiert und der Hilfe bedürftig waren, um die akute Belastungssituation auszuhalten und auch zu verarbeiten. Seitdem  begann  man in allen Bundesländern mit der Einrichtung organisierter Notfallseelsorge – und Kriseninterventionsdienste.

Es waren vornehmlich die Kirchen, die sich bundesweit dieser Aufgabe annahmen. Im westlichen Münsterland wurde 1998 der langjährige Landespolizeipfarrer Martin Neß (Senden) von der Evangelischen Kirche von Westfalen beauftragt, in den Kreisen Borken und Coesfeld Notfallseelsorge-Rufsysteme aufzubauen. Am Sylvestertag 1999 ging die Notfallseelsorge im Kreis Coesfeld „ans Netz“ der Kreisleitstelle, wenige Tage später folgte der Kreis Borken.

Vorausgegangen waren intensive vorbereitende Gespräche mit den beteiligten staatlichen Stellen (Landräte, Polizeibehörden, Feuerwehren, Rettungsdienste, Kreisleitstellen) sowie mit allen evangelischen Geistlichen des Kirchenkreises Steinfurt-Coesfeld-Borken und allen katholischen Dechanten und Geistlichen der Kreisdekanate Borken und Coesfeld. Überall war die Bereitschaft groß, eine zuverlässige, Tag und Nacht über die Kreisleitstellen erreichbare Notfallbegleitung zu organisieren. Es stellte sich allerdings bald heraus, dass dieser Bereitschaftsdienst nur sehr schwer von den Seelsorgern der örtlichen Kirchengemeinden geleistet werden konnte. Deswegen begann man schon im Jahr 2000, ehrenamtliche Mitarbeiter*innen für diesen recht anspruchsvollen und auch beschwerlichen Dienst zu gewinnen und speziell auszubilden. Heute sind es mehr als 150 Ehrenamtliche, die im westlichen Münsterland eine ständige Rufbereitschaft gewährleisten.

An der Grundlagenausbildung Interessierte können sich wenden an Koordinatorin Alexandra Hippchen >>> oder an die in den regionalen Notfallseelsorge-Systemen Verantwortlichen >>>